Wandel der Geschäftsmodelle

Was macht die Digitalisierung mit dem Unternehmertum? Dieser Frage geht Holger Latzel in einem Lions-Vortrag nach.  

“Das Unternehmen der Zukunft muss einen Balanceakt schaffen zwischen dem Erhalt des aktuellen Geschäftsmodells und dem Aufbau eines neuen Geschäftsmodells, das die Erträge von morgen sichert.” Das ist die Kernaussage von Holger Latzel bei einem Referat, das der Steuerberater beim Kempener Lions-Club gehalten hat. Thema des Vortrags ist “Wandel der Geschäftsmodelle” vor dem Hintergrund der Digitalisierung.

An Statistiken macht der 47-Jährige deutlich, dass mehr oder weniger alle Branchen in den letzten fünf Jahren mit massiven Veränderungen zu kämpfen hatten. Betroffen sind vor allem die Sparten Telekommunikation und Medien, Automobil, Energie, IT und Elektronik, Maschinen- und Anlagenbau sowie Konsumgüter.

Bei den Lions zeichnet Latzel – von Haus aus Bankkaufmann und Betriebswirt – nicht das in den Medien propagierte Szenario, dass die Digitalisierung ganze Berufssparten auffrisst und das Feld den Robotern hinterlässt. Der Steuerberater geht differenziert auf das Phänomen ein und sagt mit Blick auf seine Branche: “Wir betrachten die Digitalisierung als Chance und bilden uns diesbezüglich stetig weiter.” Das komme letztlich den Mandanten der Beratungskanzlei zugute.

Dennoch müsse man Tagesschau-Meldungen wie “Digitalisierung bedroht drei Millionen Jobs” ernst nehmen und daraus die richtigen Rückschlüsse ziehen, so der Kempener. Laut einer Studie fallen wegen zunehmender Digitalisierung bis 2022 gut drei Millionen Jobs weg. Eine Gefahr, berichtet Latzel in seinem Vortrag, ist auch der Fachkräftemangel, der zum größten Problem der deutschen Wirtschaft werden könnte: “Bis 2030 fehlen drei Millionen Fachkräfte.” Doch auch dies begreift Latzel als Chance: “Für den Mittelstand ergeben sich durch eine behutsame innovative Anpassung von Geschäftsmodellen Perspektiven, eine gesunde ausgleichende Symbiose zu schaffen.”

Eine entscheidende Zukunftsfrage ist laut Holger Latzel der Grad der Digitalisierung im Unternehmen. “Kooperationspartner, Eigenkapital- und Fremdkapitalgeber fragen im Zuge ihrer Beurteilung gezielt nach der digitalen Strategie und datengetriebenen Geschäftsmodellen”, sagt Latzel. An prominenten Beispielen belegt der Steuerberater, dass Unternehmer, die anfangs der Digitalisierung den Rücken gekehrt haben, zurückrudern mussten und sich den Herausforderungen stellen.

Der Kempener Steuerberater geht auch auf das Wechselspiel zwischen dem Grad der Digitalisierung und der Unternehmensnachfolge ein. “Ich komme selbst aus einem mittelständischen Handwerksbetrieb, wo die Unternehmensnachfolge eine Rolle gespielt hat”, berichtet Holger Latzel den Lions aus eigener Erfahrung. Und unterlegt dies mit statistischen Zahlen: 265.000 Selbstständige suchen in NRW bis 2025 einen Nachfolger. Latzel zählt in diesem komplexen Prozess “Digitalisierung-Unternehmensnachfolge” die Komponenten auf, was es zu beachten gilt. “Hier ist in Teilen auch der Wirtschafts-Mediator gefordert”, betont Latzel, selbst ausgebildeter Wirtschafts-Mediator. “Er baut Brücken zwischen den Generationen und verhindert Konflikte, die das Unternehmen gefährden könnten.”

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