Familie ist Stärke

Die Familie ist auch im Mittelstandsbetrieb ein starkes Band.  Aber Vorsicht bei der Nachfolge.    

Beim Generationswechsel im mittelständischen Familienbetrieb geht ein Drittel der Unternehmen über die Wupper. Darauf weist das Handelsblatt hin. Während die Umsatzprognosen von familiengeführten Unternehmen positiv sind, ist die Nachfolgeplanung ein kritisches Thema. „Das muss nicht sein“, sagt Steuerberater Holger Latzel. Frühzeitige Planung und gute Vorbereitung sind entscheidend, dass der Übergang gelingt und der Betrieb auch in der nächsten Generation wirtschaftlichen Erfolg hat.

Besonders gefährdet sind laut Latzel Familienunternehmen ab der dritten Generation. Wenn diese Unternehmen einen Berater einschalten, ist das Kind häufig schon in den Brunnen gefallen. Streitigkeiten, Neid, Missgunst, schlechtes Gerechtigkeitsempfinden, fehlendes Wissen, Konflikte durch angeheiratete Familienmitglieder – „es gibt ein ganzes Bündel an Gründen, dass eine Übergabe an die nächste Generation misslingt“, so Latzel, der als Betriebswirt und Wirtschafts-Mediator die entsprechenden Expertisen mitbringt.

Latzel, der selbst aus einem mittelständischen Familienbetrieb kommt, weiß: „In einem Unternehmen kann die Familie gleichzeitig die Stärke und die Schwäche des Betriebs sein.“ Drastisch formuliert: Wenn eine überehrgeizige Cousine hustet und den Infekt mit in die Firma trägt, kann das für das Unternehmen eine schwere „Grippe“ mit sich führen. Deshalb, so Latzel, muss neben betriebswirtschaftlichen, steuerlichen und rechtlichen Gesichtspunkten immer auch der zwischenmenschliche Aspekt berücksichtigt werden. „Emotionen sind halt immer mit im Spiel.“

Der erfahrene Berater betrachtet jede Nachfolge individuell. Latzel fährt früh ein Nachfolge-Management auf. Wie in einer funktionierenden Ehe gibt es – im übertragenen Sinne – die Phasen verliebt, verlobt, verheiratet, Ehealltag. In Phase 1 gilt der gute alte Schiller-Spruch „Drum prüfe, wer sich ewig bindet.“ Hat der Sohn überhaupt das Kaliber, einen 25-Mitarbeiter-Betrieb zu führen? Sollte man den langjährigen Vorarbeiter mit auf die Kommandobrücke nehmen? Sind Manager-Schulungen vonnöten? Derartige Fragen sind zu stellen.

In der Verlobungsphase wird die künftige Ausrichtung gestaltet. Cousine B. ist im Controlling gut integriert. Der weltoffene jüngere Bruder A. kümmert sich um die neue Produktlinie. Die älteste Schwester ist eine Macherin und hat wegen ihrer natürlichen Autorität den Hut auf. Mitarbeiter G. ist ein Zahlengenie und wird weiterhin die Buchführung verantwortlich führen.

In Phase 3 kommt sich das neue Team auf der Kommandobrücke näher – und sollte funktionieren. Auch jetzt sind noch Fallstricke denkbar. B. legt sich plötzlich mit dem Senior-Chef an und will in eine andere Richtung. Bei A. spielen die Hormone verrückt, er trifft seine Jugendliebe aus New York und wandert aus nach Amerika. G. erkrankt, geht im Anschluss in Vorruhestand.
In Phase 4 sollte es sich einpendeln. Das Familienteam an der Spitze sieht zwar anders als, als der Familienrat sich das vor 5 Jahren vorgestellt hat. Latzel: „Aber die Hauptsache ist, dass der Betrieb wieder funktioniert, der Erfolg sich einstellt und die nächste Generation stabil operiert.“ Jetzt steht Familie tatsächlich für Stärke!

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